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Durchatmen erleichtern
Meist kommt er im zweiten Lebenshalbjahr: der erste Babyschnupfen. Für den Säugling ist eine verstopfte Nase dabei eine echte Herausforderung. Die Atmung ist erschwert, Trinken und Schlafen sind kaum noch möglich.
Nasensekrete vorsichtig entfernen
Verstopfte Nasengänge treffen Babys besonders schwer, weil diese noch kaum durch den Mund atmen können. Dies hat die Natur so eingerichtet, damit die Babys sich beim Trinken nicht verschlucken. Dazu kommt, dass Kinder erst im Alter von drei Jahren das aktive Abschnauben von Nasensekreten lernen. Umso wichtiger ist es, die kleinen Nasen von Schleim zu befreien. So gehen Sie am besten vor:
• Flüssiges Sekret vorsichtig mit einem weichen Tuch abwischen
• Festeres Sekret mit einer eingedrehten Ecke eines festeren Tuchs, z.B. einer Küchenrolle, entfernen. Aber Vorsicht: Auf keinen Fall das Sekret weiter nach oben in den Nasengang schieben. Deswegen auch niemals Wattestäbchen zur Säuberung nutzen!
• Nasensekrete mit isotonischer Kochsalzlösung verdünnen, um den Abfluss zu erleichtern. Geeignete Nasensprays oder -tropfen, die gleichzeitig auch die Nasenschleimhaut feucht halten, gibt es in jeder Apotheke.
Übrigens: Auch ganz einfache Maßnahmen wie Spaziergänge an der frischen Luft und eine nicht zu trockene Raumluft erleichtern Babys das Durchatmen.
Nicht jedes Medikament ist für Babys geeignet
Ist die Nase verstopft, greifen viele Erwachsene zu abschwellenden Nasentropfen. Bei Babys ist das keine gute Idee: solche Präparate sollten nur im Notfall oder nach Absprache mit der Kinderärzt*in verabreicht werden, sonst drohen schwere Nebenwirkungen. Auf jeden Fall dürfen nur abschwellende Nasentropfene angewendet werden, die für Babys geeignet und somit auch richtig dosiert sind.
Auch vermeintlich nützliche Öle und Salben zum Auftragen auf die Brust werden beim Baby schnell zur Gefahr: Zubereitungen mit Campher oder Menthol können lebensbedrohliche Kehlkopfkrämpfe auslösen. Unbedenklich sind Babybalsame, die Wirkstoffe wie Lavendel, Thymian oder Sternanis enthalten.
Generell ist ein Schnupfen bei Säuglingen ernster zu nehmen als bei älteren Kindern. Unter drei Monaten sollte stets eine Haus- oder Kinderärzt*in um Rat gefragt werden, über drei Monaten dann, wenn sich die Symptome über Tage zunehmend verschlimmern, der Schnupfen auch nach einer Woche noch nicht verschwunden ist oder Fieber über 38 Grad, Husten oder Ohrenschmerzen dazukommen.
Quelle: Deutsche Apotheker Zeitung, Ausgabe Nr. 15, 2019
Quelle: Sara Steer
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Von Milch bis Lakritze
Manche Nahrungsmittel können die Wirkung von Medikamenten verstärken oder abschwächen. Besonders aufpassen muss man z.B. bei Milch, Kaffee und Grapefruits.
Verhängnisvolles Treffen in der Leber
Nahrung und Arzneimittel zum Abschlucken gehen im Körper die gleichen Wege. Sowohl bei der Aufnahme in Darm und Magen, als auch beim Abbau in der Leber können die Bestandteile aufeinandertreffen und sich gegenseitig stören. Das ist vor allem der Fall bei:
- Milch und Milchprodukten oder mit Kalzium-angereicherten Fruchtsäften: Das in diesen Produkten enthaltene Kalzium bindet an bestimmte Arzneistoffe. Sie werden dannvom Magen-Darm-Trakt schlechter aufgenommen und verlieren ihre Wirkung. Aufpassen muss man bei Schilddrüsenhormonen, Bisphosphonaten zur Behandlung der Osteoporose und einigen Antibiotika (z.B. Ciprofloxacin und Norfloxacin). Expert*innen empfehlen deshalb, zwischen der Einnahme dieser Medikamente und dem Genuss kalziumreicher Nahrungsmittel mindestens zwei bis drei Stunden Abstand einzuhalten.
- Grapefruit und Grapefruitsaft. Inhaltsstoffe der Grapefruit hemmen das Enzym CYP3A4. Es ist besonders viel in der Leber vorhanden. Seine Aufgabe ist es, Stoffe – vor allem körperfremde – abzubauen. Wird es gehemmt, werden bestimmte Arzneimittel schlechter abgebaut. Sie sammeln sich im Körper an und wirken stärker. Zu diesen Medikamenten gehören u.a. Herzmittel wie Nifedipin und Verapamil, Cholesterinsenker (Statine) und immununterdrückende Substanzen wie Ciclosporin oder Tacrolimus. Während der Behandlung mit diesen Arzneistoffen sollen Patient*innen am besten komplett auf Grapefruit verzichten.
- Lakritze. Die in der Süßholzwurzel enthaltene Glycyrrhizinsäure verstärkt die Ausscheidung von Kalium. Auch manche Blutdruckmittel (z.B. Thiazid-Diuretika) fördern die Kaliumausscheidung. Bei gleichzeitigem Lakritzkonsum kann das Kalium im Blut gefährlich weit absinken. Außerdem erhöht Lakritze den Blutdruck, indem sie in der Niere die Wiederaufnahme von Wasser und Kochsalz verstärkt. Menschen mit Bluthochdruck sollten deshalb auf Lakritze am besten ganz verzichten.
- Koffeinhaltige Produkte. Koffein wird über das Enzym CYP1A2 abgebaut. Bestimmte Antibiotika (Enoxacin, Ciprofloxacin und Norfloxacin) hemmen dieses Enzym und verstärken dadurch den anregenden Effekt von Kaffee. Es drohen Erregung, Unruhe, Schlaflosigkeit und Halluzinationen. Die verstärkt aufputschende Wirkung ist vor allem gefährlich für Patient*innen, die an Herzrhythmusstörungen oder einer Epilepsie leiden. Sie sollten während der Einnahme dieser Antibiotika gänzlich auf Kaffee, Cola und schwarzen Tee verzichten.
- Gerbstoffe. Schwarzer Tee und Kaffee enthalten Gerbstoffe (Tannine), die mit Eisensalzen schwer lösliche Komplexe im Magen bilden. Bei ihrer Einnahme wird Eisen aus Eisenpräparaten schlechter aufgenommen. Expert*innen empfehlen deshalb, Eisenpräparate nüchtern und am besten eine Stunde vor dem Frühstück mit Leitungswasser einzunehmen.
Auf jeden Fall ist es ratsam, vor einer Medikamenteneinnahme den Beipackzettel genau zu studieren. Denn darin ist in der Regel vermerkt, ob sich der Wirkstoff mit Nahrungsmitteln verträgt und wie er eingenommen werden soll. Im Zweifel gibt es dazu auch guten Rat in der Apotheke.
Quelle: medscape
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Medikamente, Wärme oder Schonen?
Nackenschmerzen sind häufig. Zum Glück steckt in den meisten Fällen keine ernste Erkrankung dahinter. Behandlungsmöglichkeiten gibt es viele: von Schmerzmitteln über muskelentspannende Medikamente bis hin zum Tapen. Doch welche davon sind wirklich sinnvoll? Und wann sollten Nackenschmerzen besser gründlich abgeklärt werden?
Fast die Hälfte der Erwachsenen betroffen
Nackenschmerzen treten im Bereich der Halswirbelsäule zwischen Schädelbasis und den oberen Schulterblättern auf. Manchmal ziehen sie auch in die Schultern, den unteren Hinterkopf und den oberen Rücken. Der Schmerz ist dabei dumpf, drückend und ziehend und kann bei Bewegungen schlimmer werden. Häufig fühlt sich der Nacken auch steif an und das Drehen des Kopfes fällt schwer. Berührt man den schmerzenden Bereich oder versucht ihn zu massieren, lassen sich oft harte, verspannte Muskeln tasten.
Je nach ihrer Dauer werden Nackenschmerzen eingeteilt in
- akut: bis zu drei Wochen
- subakut: vier bis zwölf Wochen oder
- chronisch: länger als zwölf Wochen.
Die Abgrenzung fällt allerdings manchmal schwer, da der Beginn oft nicht genau definiert werden kann.
Fast die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland gibt an, in den letzten Monaten mindestens ein Mal Nackenschmerzen gehabt zu haben – sie kommen also sehr oft vor. In der Hausarztpraxis gehören sie sogar zum dritthäufigsten Beratungsanlass. Frauen sind davon etwas häufiger betroffen als Männer, bei Menschen über 70 Jahren werden sie etwas seltener.
Hinweis: Auch Kinder und Jugendliche leiden unter Nackenschmerzen. Tendenziell soll die Anzahl der Betroffenen zwischen 3 und 17 Jahren steigen. Als Ursache gelten u.a. Bewegungsmangel und die immer längere Smartphonenutzung.
Wo kommen Nackenschmerzen her?
In den meisten Fällen von Nackenschmerzen lassen sich keine strukturellen Ursachen wie sichtbare oder messbare Probleme an den Knochen, Gelenken oder Nerven nachweisen. Dann spricht man von unspezifischen Nackenschmerzen. Als häufigster Grund für akute unspezifische Nackenschmerzen gelten Muskelverspannungen, z. B. ausgelöst durch lange Computerarbeit, Zugluft oder eine ungünstige Schlafhaltung. Sie klingen in der Regel auch ohne Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen ab.
Halten die Beschwerden länger als drei Monate an, stecken hinter unspezifischen Nackenschmerzen oft Belastungen und Stress. Fehlhaltungen und Bewegungsmangel tragen zu ihrer Entwicklung zusätzlich bei.
Zu den seltenen strukturellen (spezifischen) Ursachen von Nackenschmerzen gehören z. B. arthrotische Veränderungen oder Rheuma. In weniger als 1% der Fälle gehen Nackenschmerzen auf eine gefährliche Ursache zurück. Dazu gehören Bandscheibenvorfall, Tumoren, Osteoporose mit Wirbelbrüchen, Nervenerkrankungen oder Infektionen.
Nackenschmerzen abklären lassen
Wer nach einer schlechten Nacht oder einer langen Gaming-Sitzung unter Nackenschmerzen leidet, benötigt meist keine ärztliche Hilfe. Es gibt jedoch auch Nackenschmerzen, die man bei der Hausärzt*in abklären lassen sollte. Das gilt zum einen, wenn die Schmerzen über eine längere Zeit anhalten. Denn auch wenn nichts Gefährliches dahinter steckt, ist es sinnvoll, eine gezielte Behandlung einzuleiten.
In manchen Fällen muss immer rasch eine ärztliche Abklärung erfolgen. Warnzeichen für eine der seltenen, gefährlichen Ursachen von Nackenschmerzen sind
- Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Lähmungen von Armen und Beinen
- starke Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteife und Übelkeit
- unerklärter Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit, Nachtschweiß
- Nackenschmerzen nach einem Sturz oder Unfall
- gleichzeitige Schluckbeschwerden oder Schmerzen im Brustkorb
Diese Beschwerden können z. B. auf einen Bandscheibenvorfall, einen Tumor oder eine Meningitis hindeuten.
Wie sieht die Diagnostik bei Nackenschmerzen aus?
Bei neu aufgetretenen Nackenschmerzen befragt die Ärzt*in die Patient*in zunächst ausführlich, wie stark die Beschwerden sind, wann sie auftreten und wie lange sie schon bestehen. Zusätzlich wird nach eigenen Behandlungsversuchen und deren Erfolg/Misserfolg gefragt, ebenso nach der Lebenssituation, mit besonderem Schwerpunkt auf Belastungen und Stress.
Wichtig sind auch vorangegangene Infektionen, Stürze oder Unfälle und begleitende Erkrankungen. Auch die Medikamenteneinnahme ist von Bedeutung: So begünstigt z. B. die langfristige Einnahme von Kortison eine Osteoporose, die sich an der Halswirbelsäule bemerkbar machen kann. Abgefragt werden auch immer die sogenannten B-Symptome Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Leistungsknick. Diese können auf eine Tumorerkrankung hinweisen.
Nach der Erhebung der Krankengeschichte wird die Patient*in körperlich untersucht. Dabei prüft die Ärzt*in die Beweglichkeit der Halswirbelsäule und ob die Dornfortsätze (die Erhebungen entlang der Wirbelsäule) druckschmerzhaft sind. Meist tastet sie auch die Muskulatur ab und sucht nach Verspannungen und Verhärtungen.
Um die Beteiligung von Nerven auszuschließen, wird eine kurze neurologische Untersuchung durchgeführt. Dazu gehört u.a. die Prüfung von Kraft, Feinmotorik und Sensibilität (Gefühl) der Finger, meist werden auch das Gangbild und die Reflexe getestet.
In den allermeisten Fällen kann die Ärzt*in nach dieser ausführlichen Anamnese und Untersuchung eine strukturelle Ursache der akuten Nackenschmerzen ausschließen und die Diagnose „unspezifische Nackenschmerzen“ stellen. Eine weitere Diagnostik ist nur erforderlich, wenn entsprechende Hinweise gefunden wurden.
Mehr Diagnostik wird auch empfohlen, wenn die Nackenschmerzen trotz Behandlung länger als vier bis sechs Wochen anhalten und die Betroffenen sehr in ihren Aktivitäten einschränken. Dies kann ein Hinweis auf eine initial nicht erkannte spezifische Ursache sein.
Zu den weiteren Untersuchungen gehört vor allem die Bildgebung. Zu bevorzugen sind die CT und die MRT, da sich mit diesen Untersuchungsverfahren Frakturen, Tumoren, Infektionen und Neuropathien besser erkennen lassen als mit dem konventionellen Röntgen. Bei einem Verdacht auf Infektionen oder Tumoren kommen entsprechende Laboruntersuchungen zum Einsatz. Für diese Spezialuntersuchungen und zur Weiterbehandlung überweist die Hausärzt*in die Patient*in meist in eine entsprechende Facharztpraxis (Rheumatologie, Neurologie, Orthopädie).
Hinweis: Bildgebende Verfahren sind bei unspezifischen Nackenschmerzen in den allermeisten Fällen nicht erforderlich. Sie können sogar schaden, da darin oft Veränderungen in der HWS erkannt werden, die nicht Ursache der Schmerzen sind. Das kann unbegründete Ängste wecken, die Betroffenen unnötig belasten und manchmal sogar überflüssige Therapien nach sich ziehen.
Bewegung ist das A und O
Für das Selbstmanagement bei unspezifischen Nackenschmerzen gibt es einige nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Dazu gehören körperliche Aktivität, Wärme- oder Kältebehandlungen und Entspannungsübungen.
- Körperliche Aktivität: Betroffene mit unspezifischen Nackenschmerzen sollten sich bewegen, also körperlich aktiv bleiben. Wenn nötig, auch mithilfe einer medikamentösen Schmerztherapie (siehe unten). Sinnvoll sind auch leichte Übungen, z. B. die Halsmuskulatur anzuspannen und in sanfter Dehnung zu entspannen. Die Expert*innen der aktuellen Leitlinie zum unspezifischen Nackenschmerz empfehlen dazu ein Video-Beispiel auf youtube (https://www.youtube.com/watch?v=6-bu6N-emq4, vierte Übung). Weitere Übungen sind Schulterkreisen, Kopfneigen, Seitdehnung und Kinn-zur-Brust, alles natürlich sanft und schonend.
- Wärme oder Kälte: Wärme kann bei unspezifischen Nackenschmerzen die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit bessern. Insgesamt gibt es dazu allerdings kaum Daten aus Studien, die Empfehlungen beruhen auf Expertenwissen. Empfohlen werden dafür z. B. aufgewärmte Körnerkissen. Auch Wärmepflaster oder eine heiße Rolle können hilfreich sein. Manche Betroffenen profitieren statt von Wärme eher von Kälteanwendungen. Sofern dies als schmerzlindernd empfunden wird, raten Expert*innen nicht davon ab.
- Entspannungsverfahren: Für den Effekt von Entspannungsverfahren wie der Progressiven Muskelrelaxation gibt es unterschiedliche Ergebnisse. In einigen Studien wurden Schmerzen und Beweglichkeit gebessert, in anderen nicht. Möglicherweise helfen Entspannungsverfahren aber dabei, das Stresserleben zu reduzieren und der Entwicklung chronischer Nackenschmerzen entgegenzuwirken.
Hinweis: Den Hals mit einer Halskrause oder einer Nackenschiene ruhig zu stellen wird bei unspezifischen Nackenschmerzen nicht empfohlen. Expert*innen gehen davon aus, dass dies eher schädlich wirkt: Einerseits bildet sich die Halsmuskulatur zurück, andererseits wird die Passivität der Betroffenen gefördert.
Medikamentöse Hilfe bei Nackenschmerzen
In manchen Fällen sind bei unspezifischen Nackenschmerzen Schmerzmittel erforderlich. Eine Schmerztherapie kann auch dazu dienen, beweglich und aktiv zu bleiben. In Frage kommen, wenn erforderlich, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Metamizol.
- NSAR. Am häufigsten werden NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen eingesetzt. Ihr Effekt wird in Studien unterschiedlich bewertet. Zudem haben sie ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen, insbesondere auf die Magenschleimhaut. Sie erhöhen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insgesamt gilt, dass sie so niedrig dosiert und so kurz wie möglich eingesetzt werden sollten. Für chronische unspezifische Nackenschmerzen werden sie aufgrund der genannten Nebenwirkungen nicht empfohlen.
- Metamizol. Für Patient*innen, die NSAR nicht vertragen oder ein zu hohes Risiko für die genannten Nebenwirkungen haben, stellt Metamizol eine Alternative dar. Dieses Präparat kann allerdings in sehr seltenen Fällen bestimmte Zellen im Blut verringern (Agranulozytose). Bei längerer Einnahme sollte deshalb regelmäßig das Blutbild kontrolliert werden. Außerdem müssen die Patient*innen die typischen Symptome Fieber, Halsschmerzen und Schleimhautläsionen kennen und bei deren Auftreten die Hausärzt*in aufsuchen.
Von anderen Schmerzmitteln wie Paracetamol und Opioiden rät die Leitlinie ab. Paracetamol soll aufgrund seiner mangelnden Wirkung auf Nackenschmerzen nicht genommen werden, Opioide aufgrund ihrer unerwünschten Wirkungen und ihres Suchtpotenzials.
Verschreibungspflichtige muskelrelaxierende (entspannende) Wirkstoffe werden bei unspezifischen Nackenschmerzen auch gerne angewendet. Allerdings ist ihre Wirkung in Studien kaum belegt. Bei akuten unspezifischen Nackenschmerzen mit starker Verspannung sind sie eine Behandlungsoption, wenn NSAR nicht anschlagen. Aufgrund ihrer möglichen Nebenwirkungen wie Blutbildstörungen, Schwindel oder zentraler Sedierung (Dämpfung) sollten sie allerdings nicht länger als zwei Wochen angewendet werden.
Hinweis: Für die Wirkung pflanzlicher Schmerzmittel wie Weidenrinde und Teufelskralle gibt es keine aussagekräftigen Studien. Ihr Einsatz wird deshalb in den Leitlinien nicht bewertet.
Chirotherapie, Akupunktur und Laser
Bei unspezifischen Nackenschmerzen werden auch häufig nicht-medikamentöse Verfahren und Methoden angeboten. Einige werden eher kritisch betrachtet, da ihre Wirkung nicht ausreichend belegt ist. Dazu kommt, dass viele der eingesetzten Methoden die Passivität der Betroffenen fördern. Dies steht im Widerspruch zu der Erkenntnis, dass körperliche Bewegung die Basis bei der Behandlung von unspezifischen Nackenschmerzen ist.
Grünes Licht geben die Expert*innen für die manuelle Therapie (Chirotherapie). Aktuellen Studien zufolge kann diese Technik bei akuten unspezifischen Nackenschmerzen die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule bessern. Voraussetzung für eine Verordnung ist, dass keine Kontraindikationen wie Osteoporose, Schäden an der Wirbelsäule oder Gefäßkrankheiten vorliegen.
Die Akupunktur zeigt bei länger bestehenden unspezifischen Nackenschmerzen kleine bis mittlere Effekte. Insbesondere wenn andere Maßnahmen nicht greifen, kann sie versucht werden. Sie sollte aber – ebenso wie die Chirotherapie – mit aktivierenden Maßnahmen kombiniert werden.
Keinen Wirknachweis in kontrollierten Studien brachte die Behandlung mit Laser, Interferenzstrom oder Ultraschall. Gleiches gilt für die Behandlung mit medizinischen Bädern und Rotlicht, die deshalb nicht auf Kassenkosten verordnet werden sollten.
Auch Kinesiotapes werden manchmal bei akuten Nackenschmerzen eingesetzt. Eine Wirkung konnte allerdings bisher nicht belegt werden, zumal drohen allergische Reaktionen. Die Leitlinienautor*innen raten deshalb davon ab.
Hinweis: Bei chronischen unspezifischen Nackenschmerzen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als wirksam erwiesen. Sie kann Schmerzen, Angst vor Bewegung, Depressivität und allgemeine Ängstlichkeit bessern und wird vor allem im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts empfohlen.
Quelle: S3-Leitlinie „Nicht-spezifische Nackenschmerzen“, AWMF-Register-Nr. 053-007 DEGAM-Leitlinie Nr. 13, Version 3.0, gültig bis 17.02.2030
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Deutlich bessere Überlebenschancen
Bei Notfällen ist Zeit ein entscheidender Faktor. Das gilt auch, wenn Kinder einen Herzstillstand erleiden. Je früher dann reanimiert wird, umso höher sind die Überlebenschancen.
Schnell reagieren
Einen Erste-Hilfe-Kurs haben die allermeisten Erwachsenen irgendwann einmal gemacht. Dennoch zögern viele Laien, wenn im Ernstfall eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) nötig ist. Denn viele Helfenden haben Angst, dass sie bei der Herzdruckmassage und der Beatmung etwas falsch machen. Dabei ist es für die Überlebenschancen elementar, dass möglichst früh mit den Maßnahmen begonnen wird. Das gilt für Erwachsene – aber noch viel mehr für Kinder.
Am besten innerhalb von zwei bis drei Minuten
Eine neue Studie zeigte eindrücklich: Werden Kinder innerhalb von 5 Minuten reanimiert, verdoppelt das ihre Überlebenschancen. Reagieren Laienhelfer vor Ort innerhalb von zwei bis drei Minuten, steigen die Chancen um 98 %, dass das Kind überlebt. Wird länger als fünf Minuten gewartet, nur noch um 24 bis 41%. Für Ersthelfer ist wichtig: Hauptsache, die Reanimation wird begonnen – denn auch eine nicht perfekte Reanimation ist besser als keine Reanimation.
Regelmäßig zum Erste-Hilfe-Kurs
Es macht also durchaus Sinn, den Erste-Hilfe-Kurs regelmäßig aufzufrischen. So ist die Hemmschwelle niedriger, im Ernstfall direkt mit der Reanimation zu beginnen. Wer viel mit Kindern zu tun hat, kann auch einen Erste-Hilfe-Kurs extra für Kinder besuchen. Solche Kurse werden zum Beispiel von Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz oder den Johannitern angeboten und dauern ungefähr einen Tag.
Quelle: Kinderärzte im Netz
Quelle: Sara Steer
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Statt Obst und Gemüse
In den Regalen der Supermärkte tauchen immer wieder neue Modegetränke auf. Jetzt machen ballaststoffreiche High-Fiber-Softdrinks von sich reden. Aber können sie die tägliche Portion Obst und Gemüse ersetzen?
Der Darm braucht Ballaststoffe
Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate aus Obst, Gemüse, Getreide oder Hülsenfrüchten. Obwohl sie nicht direkt zur Ernährung beitragen, sind sie wichtig: Unlösliche Ballaststoffe wie Zellulose oder Lignin binden im Dickdarm Wasser und erhöhen das Stuhlvolumen. Das fördert die Darmbewegung und beugt Verstopfungen vor. Lösliche Ballaststoffe wie Inulin und Pectin dienen den Darmbakterien als Futter und helfen indirekt bei der Regulation von Zucker- und Fettstoffwechsel.
Limos mit Pektin und Inulin
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, mindestens 30 g Ballaststoffe pro Tag aufzunehmen, am besten aus Vollkorngetreide, Gemüse und Obst. Wer allerdings vor allem von Fastfood oder Fertignahrung lebt, hat schnell eine „Ballaststofflücke“. Diese lässt sich jetzt mit speziellen Softdrinks füllen – das sagen zumindest deren Hersteller.
Bei den sogenannten High-Fiber-Drinks handelt es sich um Limonaden, denen lösliche Ballaststoffe zugesetzt sind. Es gibt es zahlreiche Varianten, z. T. findet sich Tapiokadextrin darin, in anderen Drinks sind Inulin, Maisfasern oder Anteile der Zichoriewurzel zugefügt. Manche Drinks enthalten nur einen Typ Ballaststoffe, andere eine Kombination aus verschiedenen Typen.
Zucker, Aromen und Konservierungsstoffe dabei
Prinzipiell klingt das erstmal gut – Ballaststoff ist Ballaststoff. Expert*innen haben allerdings einige Kritikpunkte an den hippen neuen Softdrinks. Zum einen ist das die Ballaststoffmenge: Durchschnittlich enthält eine Dose 3 bis 7 g davon - da muss man schon einiges an Limo trinken, um auf die tägliche Ration zu kommen. Das wiederum ist nicht unbedingt gesund - denn den Getränken sind oft künstliche Aromen, Süßstoffe oder Zucker sowie Konservierungsmittel beigesetzt. Es handelt sich also nicht um „Gesundheitsgetränke“, sondern um hochverarbeitete, wenig gesunde Fertigprodukte.
Ballaststoffe in der Mischkost sind besser
Die DGE empfiehlt, Ballaststoffe aus einer ausgewogenen Ernährung aufzunehmen. Denn dadurch bekommt der Körper gleich eine gute Portion Mineralstoffe und Vitamine dazu. Außerdem braucht der Körper unterschiedliche Ballaststoffe – und das klappt mit gesunder Mischkost am besten.
Alles in allem ersetzen High-Fiber-Drinks also keine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung. Solche Softdrinks gelegentlich zu konsumieren, ist jedoch unproblematisch. Empfohlen wird allerdings, Produkte mit einer Mischung aus Ballaststoffen zu wählen.
Auch Krämpfe und Durchfall möglich
Nur diejenigen, die sonst schon selten Gemüse, Obst oder Getreide essen, sollten vorsichtig sein. Wenn der Körper gar nicht an Ballaststoffe gewöhnt ist, können die High-Fiber-Drinks genauso wie eine ungewohnte Kohlsuppe zu Blähungen, Krämpfen und Durchfall führen.
Quelle: ptaheute
Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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