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Vapen in der Schwangerschaft

Erste große Studie

Zigaretten in der in der Schwangerschaft sind schädlich für das Kind – das ist bekannt. Doch was wissen wir über Vapes?

Andere Inhaltsstoffe

Vapes (Verdampfer) werden als gesündere Alternative zum Rauchen beworben. So soll ein Zug an einem Vape weniger Nikotin enthalten wie der Zug an einer normalen Zigarette. Dazu sollen Vapes weniger giftige Stoffe enthalten. Solche Stoffe werden herkömmlichen Zigaretten für den Geschmack beigemischt oder entstehen beim Verbrennen. Doch auch Vapes enthalten viele, zum Teil unbekannte, Inhaltsstoffe. 

Kaum Langzeitstudien

Für die gesundheitlichen Auswirkungen von Zigaretten existieren zahlreiche Studien. Die Folgen von Vapes sind noch nicht so gut untersucht. Insbesondere über Langzeitwirkungen gibt es bisher kaum Studien – einfach, weil Vapes noch nicht so lange auf dem Markt sind. Ein Forscher aus der Universität Alberta und sein Team haben nun nach Studien gesucht, die die Auswirkungen von Vapes in der Schwangerschaft beleuchten.

Vapes haben Folgen

Insgesamt haben die Forschenden 23 Studien mit über 900.000 Teilnehmerinnen ausgewertet. 7.000 Teilnehmerinnen haben in der Schwangerschaft Vapes konsumiert. Im Vergleich zu nichtrauchenden Schwangeren zeigten sich hier gesundheitliche Folgen. Das Risiko für Frühgeburten, Mangelgeburten oder ein geringes Geburtsgewicht war jeweils um ca. 50 % erhöht. Auch das Risiko für mütterliche Komplikationen stieg um etwa 50 %. Das Fazit: Schwangere sollten nicht nur auf normale Zigaretten verzichten, sondern auch auf Vapes. 

Quelle: Frauenärzte im Netz

Quelle: Dr. med. Tobias Höflein
Bildrechte: mauritius images / Westend61 / Javier De La Torre

Probiotika verkürzen Fieber

Bei kindlichen Atemwegsinfektionen

Atemwegsinfektionen sind bei kleinen Kindern häufig. Oft werden Schnupfen und Husten zusätzlich von Fieber begleitet. Mit der Gabe von Probiotika lässt sich zumindest die Dauer des Fiebers verkürzen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Drei Bakterienstämme im Einsatz

Wenn kleine Kinder krank sind, leidet die ganze Familie mit. Vor allem Fieber macht den Eltern oft Sorgen. Doch offenbar gibt es eine Möglichkeit, zumindest bei Erkältungskrankheiten das Fieber schneller in den Griff zu bekommen: In einer italienischen Studie wurde es durch Probiotika von fünf auf drei Tage verkürzt.

128 Kinder im Alter von 28 Tagen bis 4 Jahren hatten an der Untersuchung teilgenommen. Sie alle litten unter einem fiebrigen Infekt der oberen Atemwege, wobei sie eine Körpertemperatur von mindestens 38,5° C aufwiesen. Die Kleinen bekamen entweder Probiotika oder ein gleich aussehendes Scheinmedikament (Placebo). Die Probiotika setzten sich aus einer Mischung dreier Bakterienstämme zusammen (Bifidobakterium breve M16V, Bifidobacterium lactis HN019 und Lactobacillus rhamnosus HN001).

Nebenwirkungen unterschieden sich nicht

Bei den Kindern unter Probiotika dauerte das Fieber median drei Tage. Die Kinder, die statt der Probiotika ein Scheinmedikament bekommen hatten, litten fünf Tage daran. Die beobachteten Nebenwirkungen waren mild und unterschieden sich in den beiden Gruppen nicht. Jeweils sechs Kinder aus der Probiotika- und aus der Placebogruppe litten an Verstopfung, über Bauchschmerzen klagten drei Probiotika- und zwei Placebokinder.

Das ist durchaus relevant, kommentieren die Forschenden. Denn Kleinkinder leiden pro Jahr fünf bis acht Mal an Infektionen der oberen Atemwege. Dabei entwickeln sie häufig Fieber. Die Gabe der drei Bakterienstämme könnte ein effektives Hilfsmittel sein, die Fieberdauer zu verkürzen.

Quelle: Ärztezeitung

Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Von Kältespray bis Magnesium

Von Kältespray bis Magnesium

Was bringt Magnesium bei Muskelkrämpfen? Sollte man vor dem Sport präventiv NSAR nehmen? Und wann ist Dehnen sinnvoll? Um Sport und Gesundheit ranken sich viele Mythen. Ein Mediziner spricht Klartext, was davon stimmt.

  • Dehnen ist gesund. Die einen schwören auf Dehnen vor dem Sport, die anderen machen das lieber nach dem Training. Für den Sportmediziner und Orthopäden Dr. Patric Behr ist Dehnen generell sinnvoll und der Zeitpunkt unbedeutend. Wichtig ist nur, dass überhaupt regelmäßig gedehnt wird – ob in Zusammenhang mit einem Training oder zwischendurch ist dabei egal.

  • Magnesium hilft gegen Muskelkrämpfe. Muskelkrämpfe liegen in den meisten Fällen nicht am Magnesiummangel, sagt Dr. Behr. Eher ist der Muskel nicht richtig trainiert oder sogar verkürzt. Zudem können Muskelkrämpfe neurogen getriggert sein – also Beschwerden im Rücken können Muskelkrämpfe im Unterschenkel auslösen. In all diesen Fällen hilft Magnesium nicht. Eine gezielte Zufuhr ist nur in speziellen Fällen sinnvoll, etwa bei hohen Ausdauerleistungen in extremer Hitze.
  • NSAR vor dem Sport steigert die Leistung. Entzündungshemmende Schmerzmittel sollen die Leistungsfähigkeit steigern und Schmerzen kaschieren. Beides ist nicht sinnvoll und sogar kontraproduktiv. Denn durch ein geringeres Schmerzempfinden steigt die Verletzungsgefahr. Besser ist es, zum Schutz des Organismus regenerierende Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Dr. Behr empfiehlt dafür z. B. Curcumin.
  • Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten. Das ist ein Mythos: Denn der Körper verbrennt beim Sport immer Kalorien. Allerdings werden die Fettreserven erst ab einem bestimmten Kalorienverbrauch angezapft. Das kann je nach Verbrauch früher oder später geschehen. Pauschale Zeitangaben machen da keinen Sinn.
  • Aufwärmen senkt das Verletzungsrisiko. Das stimmt. Deshalb ist richtiges Aufwärmen so wichtig. Richtig heißt, dass dabei alle Bewegungsmuster der Sportart vorkommen. Über die Dauer lässt sich streiten, bei einer Stunde Sport geht man von ungefähr 10 Minuten aus. Nicht vergessen werden darf, dass am Ende der Belastung die Verletzungsgefahr wieder steigt. Denn dann lässt die Aufmerksamkeit nach und die Muskeln sind müde. Deshalb sollte man in sein Training immer eine Cool-down-Phase integrieren.
  • Bringen Tapes im Sport etwas? Wissenschaftliche Beweise gibt es für den Nutzen der Tapes nicht. Manche Sportler*innen berichten dennoch, dass sie Schmerzen reduzieren können und die Stabilität verbessern. Wichtig ist allerdings, dass die Tapes richtig angebracht werden.
  • Kälte ist bei Verletzungen sinnvoll. Das ist richtig, weshalb Kälte (Eis) auch ein wichtiger Bestandteil der bekannten PECH-Regel bei geschlossenen Verletzungen ist. Kälte reduziert die Schmerzen und wirkt Schwellungen entgegen. Im Idealfall kühlt man sofort. Besser als Eissprays ist ein Eiswasser-Schwann. Denn Eis-Sprays können zu Verbrennungen auf der Haut führen.

Quelle: medscape

Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wann sind Kosmetika vegan?

Nicht immer leicht zu erkennen

Immer mehr Deutsche verzichten inzwischen ganz oder zumindest teilweise auf tierische Lebensmittel. Da liegt es nahe, auch bei der Körperpflege auf vegane Produkte zu achten. Doch das ist oft gar nicht so einfach.

Gut für die Umwelt und das Tierwohl

Gründe für eine vegane oder vegetarische Lebensweise gibt es viele. Neben dem Tierschutz geht es dabei auch um die Umwelt – denn durch tierfreie Produkte lassen sich beispielsweise Treibhausgase einsparen. Während sich die vegane Ernährung inzwischen gut organisieren lässt, ist der Kauf von veganen Pflegeprodukten aber oft noch kompliziert. Die folgenden Aspekte gibt es dabei zu bedenken.

Punkt 1: Tierische Inhaltsstoffe erkennen

Dass Milch und Eier nicht vegan sind, leuchtet den meisten ein. Wie sieht es aber beispielsweise mit Bienenwachs, Propolis oder Gelee royal aus? Bei deren Produktion sterben die Bienen zwar meist nicht – sind aber großem Stress ausgesetzt.

Richtig kompliziert wird es bei Inhaltsstoffen, bei denen man zunächst keinen tierischen Ursprung vermuten würde. Elastin etwa ist in vielen Antifalten-Cremes enthalten – und wird aus der Nackensehne des Rindes hergestellt. Auch hinter Karmin versteckt sich ein tierisches Produkt. Dabei handelt es sich um einen Farbstoff aus getrockneten Cochenille-Schildläusen, der in Lippenstiften und Nagellacken eingesetzt wird.

Punkt 2: An Tieren getestet?

Tierversuche sind ein heiß diskutiertes Thema. Zumindest Kosmetika dürfen seit 2013 nicht mehr an Tieren getestet werden. Das gilt aber nicht für Inhaltsstoffe, die vor 2013 bereits im Handel waren. Auch Stoffe, die zusätzlich in Arznei- oder Reinigungsmitteln verwendet werden, dürfen oder müssen an Tieren getestet werden, bevor sie verkauft werden.

Punkt 3: Die Kennzeichnung

Zwar gibt es verbindliche Regeln für die Kennzeichnung von Inhaltsstoffen auf der Produktverpackung. Wirklich laiengerecht sind diese aber nicht. Ein Beispiel: Farbstoffe werden oft über den Colour-Index angegeben. Anstelle von „Karmin“ ist dann auf der Packung nur zu lesen: CI 75470 oder E 120.

Auch die diversen Güte-Siegel müssen genau unter die Lupe genommen werden. So gibt es beispielsweise das Cruelty-Free-Siegel der Tierschutzorganisation PETA in zwei Varianten – nur eines davon zeigt tatsächlich vegane Produkte an. Auch der Internationale Herstellerverband tierschutzgeprüfter Naturkosmetik, Kosmetik und Naturwaren e. V. vergibt ein Siegel. Die so gekennzeichnet Produkte sind zwar frei von Tierversuchen, aber nicht immer vegan.

Das Fazit

Wer sich vegan pflegen will, sollte sich zunächst umfassend informieren. Nur so lässt sich wirklich sicherstellen, dass Kosmetika und andere Pflegeprodukte tatsächlich „tierfrei“ hergestellt wurden.

Quelle: Deutsche Apothekerzeitung, 16/2021, PETA Deutschland e.V.

Quelle: Sara Steer
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Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Vorbeugen und Beschwerden lindern

Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

Übler Angriff auf den Darm

Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

Wie steckt man sich an?

Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

  • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
  • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

Die häufigsten Übeltäter sind Viren

Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

Bakterielle Infektionen eher im Sommer

Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
  • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
  • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
  • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

  • länger anhaltenden Beschwerden,
  • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
  • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
  • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

  • 1 Liter Mineralwasser,
  • 250 ml Orangensaft,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • 4 Teelöffeln Zucker.

Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

Wann müssen Antibiotika ran?

In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

A und O: Hygienemaßnahmen

Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
  • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
  • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Vorbeugen ist besser als Durchfall

Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
Bildrechte: mauritius images / Rüdiger Rebmann